2. Station - Das Abendmahl

Oh. Die Party ist ja schon vorbei.
Genau. Jesus und seine Freunde sind schon weg. Sie sind in den Garten Gethsemane gegangen, um dort zu beten. Was wir hier noch sehen, ist die gedeckte Tafel und die Reste von Brot und Wein.
Um dem Gefühl nachzuspüren, wie es ist ein Jünger oder eine Jüngerin Jesu zu sein, ist es möglich selbst an der Tafel Platz zu nehmen. Der Blick in den Spiegel macht deutlich: ICH BIN DABEI.
Es ist ein schöner Abend, den die 13 Freunde hier beim Essen in guter Stimmung verbringen. Plötzlich wird Jesus ernst. Er sagt merkwürdige Dinge. Dass er sterben wird; dass einer der Freunde ein Verräter ist. Sie können es nicht glauben. Dann teilt Jesus das Brot und reicht ihnen den Wein und sagt etwas Unvorstellbares:
„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
Was er damit meint, verstehen die Jünger erst später. Jesus hat einen Auftrag für sie. Brot brechen und Wein teilen – das sollen sie auch künftig tun. Sie sollen sich für immer an diesen Abend erinnern. Sie sollen auch in Zukunft das Brot essen und an ihn denken.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis“,
sagt Jesus. Seine Liebe soll weiter auf der Erde wirken, wenn er tot ist.
Du kannst jetzt in den Spiegel hineinschauen. So wirst auch Du ein Teil der Gemeinschaft, ein Freund Jesu.
Alle haben gemeinsam gegessen. Dann passiert etwas Unerwartetes. Es hat mit der Schüssel und dem Wasserkrug zu tun, den ihr dort seht. Jesus will seinen Jüngern die Füße waschen.
Die Schüssel und der Krug stehen in dem Vorraum des Abendmahl-Saales. Aus dieser Richtung haben sie wohl alle das Haus betreten. Begeben wir uns auch dorthin.

Die Füße waschen? Wieso?
Das haben sich seine Freunde auch gefragt. Schließlich ist Jesus doch ihr Herr. In Palästina war es üblich sich beim Betreten eines Hauses die Füße zu waschen. Man trägt Sandalen. Die Füße sind staubig und dreckig. Klingt nicht besonders appetitlich.
Stimmt. Deshalb übernehmen manchmal Diener das Füße waschen ihrer Herren. Die Welt der Jünger steht Kopf, als Jesus ihnen die Füße waschen will. Sie wollen das nicht.
Jesus macht es trotzdem. Er spielt sich nicht als Chef auf, er will keine Macht. Er erklärt ihnen: …
… „Wenn ich, der Herr und Meister, euch die Füße wasche, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“
Jesus sagt damit: Hier geht es um etwas viel Größeres.
Auch ihr sollt euch nicht so wichtig nehmen, anderen Menschen in Demut begegnen. Jesus gibt ihnen einen Auftrag: Wenn ich nicht mehr da bin, müsst ihr meine Idee von einem guten Zusammenleben fortsetzen. Verhaltet euch so, wie ich es getan habe! Seid für andere ein Vorbild. Jesus sagt seinen Freunden: …
… Meine Gedanken überdauern die Zeit. Unsere Gemeinschaft ist stärker als der Verrat. Meine Liebe ist stärker als der Tod.
Was wäre das für eine Welt, wenn sich alle gegenseitig die Füße waschen? Alle Menschen würden sich auf Augenhöhe begegnen. Es gäbe keine Kriege mehr. Keine Ungerechtigkeit.
Wir kennen auch in unserem Alltag solche Situationen: Jemand spielt sich als Boss auf. Jemand begegnet anderen ohne Respekt. Jemand sieht nur den eigenen Vorteil. Solche Situationen kennen wir alle!
Sind Sie alleine unterwegs im Ostergarten? Dann stellen Sie sich in Ihren Gedanken vor, wie es wäre, wenn Sie von einer anderen Person die Füße gewaschen bekämen.
Nehmen Sie auch gerne die andere Rolle ein. Möchte ich einem anderen Menschen die Füße waschen?
Sind Sie zu zweit oder mit mehreren Personen unterwegs? Probieren Sie es aus! Handtücher liegen auch bereit. Wie fühlen Sie sich dabei?
Zum Abschluss dieser Station gibt es für jeden noch ein Geschenk. Das liegt hinten auf dem Sideboard. Eine Fußwaschkarte. Jede und Jeder darf sich eine Karte mitnehmen.
Was ist denn eine Fußwaschkarte?
Das ist so etwas wie ein Gutschein. Ein Gutschein, jemand anderem die Füße zu waschen. Das kann man wirklich mal machen oder man kann einem anderen etwas Gutes tun. Mit dem Füße waschen signalisieren wir: Ich bin nicht besser als du. Ich nehme mich nicht so wichtig, Du bist mir wichtig. Wenn wir anderen Menschen offen begegnen, die sich nicht nett verhalten, stellt das auch ihre Welt auf den Kopf. So wie Jesus die Welt der Jünger mit der Fußwaschung auf den Kopf gestellt hat.
Man kann auch einem Anderen etwas Gutes tun ohne ihm die Füße zu waschen. Wenn wir uns so verhalten wie Jesus, dann lebt seine Liebe weiter. Und je mehr Menschen mitmachen, desto größer wird die Liebe.
Na, das ist ja wirklich eine Liebe, die sich gewaschen hat.
Ja, das Mahl ist auch für uns beendet, folgen wir weiter dem Weg Jesu. Öffnen wir das Gartentor und betreten den Garten.
Fotos: Uwe Rieder